Artikel in der nmz Herbst 2007.

Der Landesverband Saar e.V. des DTKV feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Viele Etappen waren zu bewältigen, bis er seine aktuelle Struktur und Ausrichtung erhielt. Der Vorstand möchte einen Einblick in die Arbeit des letzten Jahres geben; die Vorbereitung der Jubiläumsveranstaltungen hat sich als Katalysator für eine Orientierung über Ziele, Perspektiven und zukünftige Arbeitsschwerpunkte des Landesverbands erwiesen.

 Höhepunkt dieses Jahres waren zwei Veranstaltungen in Saarbrücken, welche die beiden Arbeitsrichtungen des Verbandes widerspiegelten: der Festakt am 2. Oktober in der Hochschule für Musik, zu dem Mitglieder und zahlreiche Gäste aus dem Musikleben des Saarlandes kamen, und tags darauf das Schülerkonzert im Rathausfestsaal. Doch eigentlich begann das Jubiläumsjahr schon im September 2006. Der neu zusammengesetzte Vorstand beschäftigte sich zum ersten Mal mit der Frage, wie sich das Jubiläum so gestalten lässt, dass der Verband nicht nur sich selbst feiert, sondern aus diesem Jubiläum Impulse für die weitere Arbeit gewinnt. Ohne genauere Kenntnis der eigenen Geschichte schien dies nicht erreichbar zu sein, und so wurden als Erstes die nur unvollständig und verstreut vorhandenen Unterlagen aus vierzig Jahren gesichtet, nach Themen sortiert und schriftlich zusammengefasst, so dass eine umfassende Verbandschronik entstand. Dabei wurde von etlichen Aspekten der Verbandsarbeit, z.B. den in den 80ern durchgeführten „Saarbrücker Frühjahrskursen“ oder dem Klavierwettbewerb „J.S.Bach“, ein klareres Bild gewonnen. Natürlich war dies auch Anlass, die Geschichten rund um die Geschichte auszutauschen. Das Ehrenmitglied des Landesverbands, Prof. Dr. Werner Müller-Bech, wurde im Gespräch nach seinen Erinnerungen befragt. All das war die Vorstufe zur Planung einer Festschrift bzw. Broschüre über den Landesverband. Der Vorstand war sich einig, dass eine solche Broschüre nur sinnvoll ist, wenn sie über den Tag des Festakts hinausweist. Daher wurde die Festschrift gleichzeitig als Handreichung für neue Mitglieder oder Interessenten konzipiert, die auch Informationen zu den aktuellen Leistungen und Aktivitäten des DTKV enthält.

Daneben mussten die Veranstaltungen geplant werden: die Musik sollte im Festakt eine tragende Rolle spielen. Frühzeitig wurden Mitglieder gezielt angesprochen und um Beiträge gebeten. Das gesprochene Wort sollte sich nicht nur in Grußworten erschöpfen, und so war der Vorstand außerordentlich erfreut, dass Christian Höppner, der Geschäftsführer des Deutschen Musikrats, als Hauptredner gewonnen werden konnte. Darüber hinaus sollte dieser Abend die Möglichkeit bieten, auf die anderen Musikverbände zuzugehen, Kontakte für die zukünftige Arbeit zu erneuern.

Dabei stieß der Vorstand auf weitere Fragen: „Was sind unsere musikpolitischen Ziele?“ oder konkreter: „Wie können wir uns einbringen, um z.B. negative Auswirkungen der Umgestaltung der Bildungslandschaft für die musikalische Betätigung unserer Schülerinnen und Schüler abzufedern?“ G8 und Ganztagsschule werden auch im Saarland die musikalischen Entfaltungsmöglichkeiten der Schüler begrenzen (und tun dies zum Teil schon), wenn nicht durch ein übergreifendes Konzept in der Nachmittagsbetreuung Ausgleich geschaffen wird. Die Diskussion darüber ließ schließlich das Ziel klar werden, in dieser Richtung mit den anderen Verbänden in Zukunft verstärkt zusammenzuarbeiten. Eine weitere Frage war: „Wen vertreten wir eigentlich mit welchen Interessen?“ Weil der Vorstand darüber letztlich nur auf Vermutungen zurückgreifen konnte, wurde eine Mitgliederbefragung ins Auge gefasst, diese der Mitgliederversammlung zur Beratung vorgelegt und dann per Brief durchgeführt. Das Ergebnis in Kürze: es gibt kaum eine berufliche Situation, kaum ein musikalisches Feld, auf dem unsere Mitglieder nicht aktiv sind, die meisten von ihnen parallel auf mehreren Arbeitsfeldern. Wir sehen das nicht als Zersplitterung, sondern als Reichtum, bedeutet es doch, dass unsere Mitglieder weit in das musikalische Leben des Saarlandes auf unterschiedlichste Art integriert sind. All diese Überlegungen fanden Eingang in ein Positionspapier, das Selbstverständnis, musikpolitische Aufgaben und Perspektiven der Verbandsarbeit zusammenfasst. Es wurde im Vorstand und in der Mitgliederversammlung beraten und in die Festschrift aufgenommen.

Im Sommer nahm die Dichte der Termine und die Fülle der zu erledigenden Aufgaben deutlich zu. Der Festakt und das Schülerkonzert mussten konkret organisiert, Helfer für den Empfang gefunden, Getränke besorgt, Beiträge gesammelt, Gäste untergebracht, eine Pressekonferenz vorbereitet und der Text der Festschrift zum Grafiker gebracht werden. Gleichzeitig wollte es der Zufall, dass es an der Spitze des Kultusministeriums einen Wechsel gab. Kurzfristig übernahm die neue Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Schirmherrschaft und sagte für den Festakt einen Redebeitrag zu. Und so waren die Mitglieder und Gäste der anderen Verbände am 2. Oktober Zeugen ihres Angebots zum konstruktiven Dialog, verbunden mit der Aufforderung, den unausweichlichen Wandel der Bildungslandschaft zu akzeptieren und die musikalische Bildung im Netzwerk Schule mitzugestalten. Rektor Prof. Thomas Duis ging als Gastgeber auf die enge Beziehung des Landesverbands zur Hochschule für Musik ein, aus deren Kollegium heraus er gegründet wurde. Frau Dr. Adelheid Krause-Pichler wies als Vertreterin des DTKV-Bundesverbands anhand der Geschichte und der Leistungen der Tonkünstlerverbände nach, wie wichtig es ist, die beruflichen Interessen zu vertreten, und appellierte, bereits Erreichtes zu erhalten und auszubauen. Bernhard Fromkorth dankte im Namen des Landesmusikrats für die aktive Mitgestaltung. Christian Höppner schließlich bot in seinem Vortrag „Zwischen Event und Bildung – Musikpolitik im Musikland Deutschland“ ein breites Panorama an Befunden, das deutlich machte, wie komplex sich die Situation der Musik in einer globalisierten Wirtschafts- und damit Berufswelt darstellt. Das Event sei dabei an manchen Stellen sinnvoll, wenn es etwa darum gehe, Aufmerksamkeit zu erreichen und Bewusstsein für die Notwendigkeit musikalischer Bildung zu schaffen, es könne aber dauerhafte Angebote an Kinder und Jugendliche nicht ersetzen. Vor diesem Hintergrund nannte Höppner die 100 000 Anträge auf den Wartelisten der Musikschulen einen bildungspolitischen Skandal. Und so stand am Schluss der Appell, die vorhandenen gesellschaftlichen Möglichkeiten und politischen Instrumente engagiert zu nutzen. Nachdrücklich unterstrichen die mit großer Souveränität und Intensität vorgetragenen Musikbeiträge von Verbandsmitgliedern das hohe künstlerische Niveau, für das unser Verband steht, und den Wert autonomen Musizierens als nicht zwecklosen, sondern zweckfreien menschlichen Tuns.

Beim Schülerkonzert am nächsten Tag bestachen vor allem die jungen Pianistinnen und Pianisten mit Virtuosität und selbstbewusster Präsentation. Eine große Zahl der Lehrkräfte hatte Beiträge ins Programm eingebracht, so dass das Konzert nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite durch Abwechslungsreichtum (z.B. Kammermusikbeiträge) überzeugte. Neben den Jüngeren waren diesmal auch die Erwachsenen vertreten, vielleicht ein Anzeichen, dass diesem Aufgabenfeld der musikalischen Bildung in Zukunft höhere Bedeutung zukommen wird.

Was bleibt, wenn der Stress nachlässt und alles aufgeräumt ist? Im Moment werden die Redebeiträge des Festakts transkribiert, um sie demnächst zum Nachlesen ins Internet zu stellen (unter www.dtkv-saar.de). Hier sind auch in Kürze die Verbandschronik und weitere Inhalte der Festschrift zu finden. Die Mitgliederbefragung wird detailliert ausgewertet und dann den Mitgliedern zugänglich gemacht. Für das kommende Jahr ist ein Treffen aller GitarristInnen geplant, das dem fachlichen Austausch der Kollegen gewidmet ist. Und im Landesmusikrat soll schließlich eine Tagung zur aktuellen Situation der musikalischen Bildung im Saarland angeregt werden. So war das Jubiläumsjahr alles in allem der ideale Anlass, Bestehendes zu vertiefen und der Verbandsarbeit gleichzeitig neue Impulse zu geben. Der Vorstand möchte sich an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen bedanken, die einen Beitrag zum Gelingen dieses Jubiläums geleistet haben.

  Frank Brückner